Trennung ist kein Ende - sie ist ein Übergang
- Katharina Flemmig
- 24. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Nov.

Trennungen markieren nicht nur ein Ende.
Sie sind auch ein Anfang, der Mut, Geduld und Mitgefühl braucht.
Für uns selbst und für den anderen.
Für das, was war und das, was neu entstehen will.
Wenn wir uns auf die Verbindung zu einem Menschen einlassen, tragen wir oft die leise, romantische Hoffnung in uns, dass es leicht wird, friedlich, erfüllt. Dass dieses "Wir" trägt - genau so, wie wir es uns immer vorgestellt haben. Doch manchmal verläuft das Leben anders, als wir es still hofften. Manchmal leise, fast unmerklich. Und manchmal mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Äußere Umstände verschieben sich. Gefühle verändern sich und Vertrautes wird brüchig. Es gerät etwas ins Wanken - nicht nur die Beziehung, sondern das, worauf wir unser Herz gebaut haben. Die Bindung, die einst Halt gegeben hat, beginnt zu bröckeln. Und das Neue, das kommen will, hat noch keinen festen Boden, auf dem wir sicher stehen können. Alles ist in Bewegung, und wir fühlen uns, als würde uns der Boden unter den Füßen entgleiten. Das, was einst sicher schien, trägt nicht mehr.
Doch eine Trennung ist kein Ende für eure Familie. Sie läutet einen neuen Übergang ein und fordert Neuorientierung. Das ist nicht nur herausfordernd, sondern schnell auch überfordernd.
Zwischen Liebe, Verantwortung und Leere
Wenn eine Beziehung endet, ist dies nicht nur der Verlust eines Menschen. Es ist auch der Verlust von einem Zuhause, Routinen, Sprache und Nähe. Das vertraute Wir geht verloren. Und als wäre dieses Chaos nicht groß genug, sind mittendrin auch noch die Kinder sowie ihr feines Gespür für alles, was unausgesprochen bleibt. Sie spüren, dass sich etwas verändert, bevor Worte dafür gefunden werden. Manchmal klammern wir uns dann an Normalität - gemeinsame Ausflüge, Gespräche, die oft in Streit oder unangenehmen Schweigen müden und alten Gewohnheiten. Nicht, weil wir naiv sind, sondern, weil die Stille zwischen uns noch lauter wäre. Zwar wissend, dass wir loslassen sollten uns aber doch davon abhalten lassen. Irgendetwas hält uns fest. Die Angst vor Schuld oder die vor dem Schmerz der Kinder? Vielleicht auch davor, endgültig allein zu sein.
Das goldene Dazwischen
Wenn wir uns erlauben, diesen Zwischenraum zu halten, statt ihn sofort füllen zu müssen, beginnt etwas zu heilen. Nicht sofort. Auch nicht ohne Schmerz. Dafür echt. Das "goldene Dazwischen" ist kein Stillstand. Es ist die pure Bewegung im Inneren. Ein Ort, an dem sich Altes lösen darf, bevor Neues entstehen kann.
In dieser Zeit treten Fragen auf, Zweifel, Unsicherheiten, manchmal auch Schuldgefühle. Gerade dann, wenn Kinder im Spiel sind. Dieser Raum tut weh und kann Angst machen. Und gleichzeitig schenkt er euch die Möglichkeit ehrlich hinzusehen: Wo genau stehen wir gerade? Wo sind wir noch verstrickt? Wofür möchte ich Verantwortung tragen? Was will bleiben? Was darf gehen? Was braucht Wandlung? Und auch - wer bin ich eigentlich ohne das Wir? Viele, viele Fragen, die nach und nach der Klarheit weichen dürfen.
Und ja, manchmal scheint es einfacher, im Alten zu bleiben oder sich den alten Mustern hinzugeben. Das Unbekannte macht Angst und kostet manchmal - gerade zu Beginn - auch mehr Energie, weil der Weg noch unbekannt ist. Es ist ein Weg, der Mut, Klarheit und Würde braucht. Gleichzeitig ist dieser Weg auch einer, der ganz neue Geschenke bereit hält: jedes ehrliche Hinsehen, jede geteilte Träne, jeder Moment, in dem du Verantwortung übernimmst, führt dich Schritt für Schritt aus dem Bruch in eine neue Form eures Umgangs miteinander und in eure neue Form von Familie. Darüber hinaus lehrt ihr euren Kindern, wie mit Wandel umgegangen werden kann. Mit Sicherheit nicht perfekt, dafür ehrlich.
Wenn Beziehung ihre Form verändert
Trennung bedeutet nicht, dass alles was war zerstört ist. Nein, Trennung führt zu einer veränderten Form von Beziehung. Aus Partnerschaft wird Elternschaft. Aus Bindung wir Verantwortung. Aus Nähe wird Achtung. All das braucht natürlich Zeit, Verständnis und die Bereitschaft, den anderen nicht als Gegner zu sehen, sondern als Teil der gemeinsamen Geschichte und Zukunft.
Trennungsbegleitung bedeutet für mich, Raum zu halten, bis Klarheit von selbst entsteht. Damit Emotionen sich ordnen dürfen, Kommunikation wieder möglich wird und jedes Elternteil in seine Kraft zurückfindet.
Trennung ist kein Scheitern. Sie ist eine Bewegung im Inneren - ein Prozess, der uns zurückführt zu uns selbst. Und vielleicht ist es genau das, was wir am meisten fürchten: Dass Trennung nicht das Ende ist, sondern der Anfang von Wahrheit. Denn die Täuschung ist aufgebrochen und wenn sie nicht betrachtet wird, wird sich der Schmerz, der darin liegt, durch alles ziehen, was ihr gemeinsam kreieren werdet.
Impulse zum Mitnehmen:
Du darfst trauern, ohne dich schuldig zu fühlen.
Du darfst loslassen, ohne zu vergessen.
Du darfst neu beginnen, ohne das Alte zu verurteilen.
Und wenn ihr auf diesem Weg Unterstützung wünscht, halte ich euch gern den Raum dafür.




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